Die rheinische Grammatik als Weiterentwicklung der hochdeutschen am Beispiel der direkten, indirekten und “dreck-indirekten” Rede

Es gibt viele Möglichkeiten, ein Gespräch wiederzugeben. Welche davon ich aber auch immer wähle, stets muß ich entscheiden, ob ich in eigener Rede wiedergebe, was Menschen gesagt haben oder ob ich sie mit ihren Worten zitiere, sie also quasi auftreten und sprechen lasse. Dies ist die hohe Schule der direkten und indirekten Rede.

Zwei Mann sind sich am begegnen. Der eine sagt: ” Tach! der andere antwortet: “Tach!”. Das ist sozusagen direkte Rede.

Die indirekte Rede ist da schon erheblich personalintensiver, denn sie setzt voraus, daß ein Dritter beobachtet hat, daß zwei Mann einander am begegnen waren, wobei der eine ” Tach! ‘ gesagt und der andere , Tach! ” geantwortet habe und daß dieser Dritte es einem Vierten weitergeben will, wobei die Frage, ob dieser kleine Dialog den Vierten tatsächlich interessiert oder nicht, hier nicht von Belang ist. Und schon sind wir mitten im Schlamassel der indirekten Rede.

Gem. Art. 5 rhein. Grundgesetz: Wat soll dä Quatsch!

Wenn einer im Hochdeutschen die indirekte Rede beherrschen möchte, muß er zwei Voraussetzungen erfüllen: er muß extrem konjunktivsicher sein und er muß zu diesen Rittern der Zeitenfolge gehören, denen immer klar ist, was ist, was war, was gewesen ist und was gewesen sein wird. Nun gut, was wird schon gewesen sein!

Die rheinische Grammatik hat schon vor Jahrmillionen erkannt, welchen Weg die hochdeutsche Grammatik einschlagen wird, hat damals schon gesagt: “Nicht mit mir” (gem. Art. 5 rhein. Grundgesetz: Wat soll dä Quatsch!) und hat einen eigenen Weg gefunden, die “dreck-indirekte Rede”.

Bevor wir uns aber die Schönheiten dieses rheinischen Weges bei der Wiedergabe von Fremdgesprächen anschauen…

  • Erscheinung: 1995
  • Verlag: Bouvier
  • Gebundene Ausgabe